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Eine Hessin lehrt Altmärkisch

Mechthild Bleuel wird nach Beratung von Fachkraft im Fokus Schulleiterin der ersten Sprachschule in der Altmark

Eine enthusiastische Frau: Mechthild Bleuel bei der Eröffnungsfeier der Sprachschule in Stendal Foto: inlingua

Strukturschwach, Auspendler, negatives Zukunftsranking - das waren die Schlagworte, die Mechthild Bleuel bei Ihrer Recherche zu Wirtschaft und Arbeitsmarkt in der Altmark im Internet finden konnte. Die gebürtige Hessin, die in Fulda zuletzt in der Geschäftsleitung eines privaten Bildungsunternehmens tätig war, plante aus privaten Gründen im Sommer 2015 den Umzug nach Stendal und war deshalb auf der Suche nach einer neuen beruflichen Herausforderung in der Altmark. „Bei meinen Recherchen fand ich heraus, dass Weiterbildung hier anders funktioniert als in meiner Heimat - nämlich hauptsächlich über Maßnahmen des Jobcenters und der Agentur für Arbeit“, erzählt Mechthild Bleuel. „Auch ein unabhängiges Angebot zur Karriereberatung von Fachkräften suchte ich zunächst vergebens“.

Auf den Internetseiten der Industrie- und Handelskammer stieß sie bald auf die gerade gestartete Landesinitiative Fachkraft im Fokus und nahm Kontakt mit der Regionalberatungsstelle in Stendal auf. „Ich bin ohne Erwartungen in das Gespräch mit Frau Worreschk gegangen und war schon darauf eingestellt zum Job nach Magdeburg oder Berlin pendeln zu müssen“, sagt die 39-jährige. Doch durch den vorab übersandten Lebenslauf hatte Regionalberaterin Jana Worreschk Angebote und Bedarfe im Bildungsbereich der Altmark vorbereitet. Nach einem informativen Beratungsgespräch ging Frau Bleuel mit einem entscheidenden Tipp gestärkt nach Hause: Die Qualifizierung der Migrant*innen in Stendal stand trotz eines gut aufgestellten Netzwerkes noch ganz am Anfang. Das war für Mechthild Bleuel eine entscheidende Information für ihre zukünftige Karriereplanung.

Schnell nahm sie Kontakt zur Sprachschule inlingua in Halle auf und die Eröffnung einer Zweigstelle in Stendal wurde geplant. Mit viel Engagement und in Eigenregie richtet Bleuel den neuen Standort ein und ist seitdem Schulleiterin der ersten Sprachschule in der Altmark. Bereits Anfang 2016 starteten die ersten Englischkurse für ein Unternehmen, im März folgte der erste Jugendintegrationskurs, der erste in Sachsen-Anhalt überhaupt. Mechthild Bleuel gibt zu: „Anfangs war es sehr schwer für mich, da ich niemanden kannte, Netzwerke erst aufgebaut werden und ich mich auch neu beweisen musste.“ Neben der aktiven Mitarbeit im Migrationsnetzwerk sieht sie als ihren wichtigsten Schritt die Aufnahme in die Wirtschaftsjunioren Altmark an. „Das sind echte Altmarkfans, die Rückkehrer wiedergewinnen wollen und aktives Standortmarketing betreiben“, so die Hessin.

Mit Fachkraft im Fokus ist Frau Bleuel weiterhin eng in Kontakt, insbesondere mit Felix Rüge, dem Willkommensbegleiter der Regionalberatungsstelle Stendal. „Er ist die fehlende Schnittstelle zwischen den Integrationskursen und den Unternehmen der Region“ freut sich Bleuel und so hat er sich und seine Arbeit schon in den Sprachkursen vorgestellt. Die erste Praxisphase der Integrationskurse bei regionalen Unternehmen konnte Frau Bleuel bereits durch persönliche Kontakte arrangieren. Ein großer Schritt für die Migrant*innen – sie konnten einen ersten Einblick in den deutschen Berufsalltag gewinnen und ganz nebenbei den hiesigen Dialekt kennen lernen - Altmärkisch. Mechthild Bleuel ist angekommen in ihrer neuen Heimat. „Ich mag die Altmark sehr und werde mich weiterhin stark für die Region machen.“