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Antiautoritäre Erziehung klappt bei Hunden nicht

Hundeerziehung will gelernt sein. Deshalb absolviert Sarah Schreiter eine Weiterbildung als Hundeerzieherin (Foto: Fachkraft im Fokus).

„Antiautoritäre Erziehung ist schon bei uns Menschen schwierig. Bei Hunden funktioniert sie definitiv nicht“, nennt Tierarzt Dr. Klaus Wiegand einen der Gründe für die Weiterbildung seiner Mitarbeiterin Sarah Schreiter. Die gelernte Tiermedizinische Fachangestellte absolviert eine Ausbildung zur Hundeerzieherin. Denn Waldi, Bello und Kira sind schon lange nicht mehr nur ein Haustier. „Hunde sind heutzutage vollwertige Familienmitglieder und werden vor allem verwöhnt statt erzogen. Im Alltag zeigt sich die fehlende Erziehung. Der Hund hört nicht beim Spaziergang oder springt im Café das Personal an. Der Bedarf nach Hundeerziehung ist groß“, erklärt Dr. Wiegand.

Mit Beginn ihrer Ausbildung war Sarah Schreiter schnell klar, dass sie sich auf Hunde spezialisieren möchte. Sie suchte das Gespräch mit ihrem Chef, der die Idee unterstützt. „Nicht nur weil die Hundeerziehung ein absolutes Plus für unsere Praxis ist. Sondern weil man seinen Mitarbeitern heute Perspektiven bieten muss. Der Fachkräftemangel hat uns bereits voll erwischt“, so Dr. Klaus Wiegand. Nur ein Drittel der studierten Tiermediziner*innen wird einmal praktizierender Tierarzt. Die meisten gehen zur Lebensmittelkontrolle oder in die Verwaltungen. Noch viel schwieriger ist es, tiermedizinisches Fachpersonal zu finden.

Seit Anfang 2017 ist der junge Tiermediziner Tobias Rühling mit im Boot. Für den Leipziger war von Anfang an klar, dass er als praktischer Tierarzt arbeiten möchte. Neben den vier anderen Tierärzt*innen der Praxis von Dr. Wiegand kümmert er sich nun um Goldfisch bis Kuh, von Auge bis Fuß, auch im 24-Stunden – Notdienst. „Im Studium bekommt man eine breite Ausbildung aufgrund des weit gefächerten Einsatzgebietes. Erst in der Praxis kann man sich spezialisieren. Um meine Diagnostik zu verbessern, war es mir wichtig, eine Qualifizierung für das Ultraschallgerät zu absolvieren“, erklärt Tobias Rühling. Auch dieser Weiterbildungswunsch findet ein offenes Ohr.

Gemeinsam mit dem Ansprechpartner der Agentur für Arbeit Steffen Meerboth bespricht Dr. Wiegand seine Qualifizierungsbedarfe. „Dabei hat sich herausgestellt, dass Weiterbildungen im tierärztlichen Bereich nicht zertifiziert sind und somit nicht über die Agentur für Arbeit gefördert werden können“, so Dr. Wiegand. Steffen Meerboth verweist auf das Förderprogramm des Landes Sachsen-Anhalt WEITERBILDUNG BETRIEB und die Unterstützung durch Regionalberaterin Claudia Berge. Das Programm ermöglicht vor allem kleineren Unternehmen eine Förderung von Weiterbildungen. Je nach Größe des Unternehmens und der Voraussetzungen des Qualifizierenden können diese bis zu 90 Prozent sein. „Herr Dr. Wiegand bekam von mir Informationen, welche Antragsformulare zu berücksichtigen und welche zusätzlichen Dokumente für die Antragsstellung erforderlich sind, wie zum Beispiel drei vergleichbare Angebote“, erinnert sich Claudia Berge. Für die Weiterbildung von Sarah Schreiter sind die Unterlagen bald zusammen getragen. Doch bei der Qualifizierung für Tobias Rühling gestaltet sich der Angebotsvergleich schwer. „Die Besonderheit war hier, dass nicht jeder Anbieter die Kostenplanung für 2018 nennen konnte und wir auch noch Übernachtungskosten einbeziehen mussten, die nicht immer fest kalkulierbar sind“, so Claudia Berge. Es folgte ein intensiver Austausch mit den Ansprechpartner*innen der Förderservice GmbH der Investitionsbank Sachsen-Anhalt: Dokumente wurden nachgereicht und Fehler korrigiert. „Vor allem im persönlichen Gespräch konnten offene Fragen schnell geklärt werden und wir haben hilfreiche Tipps bekommen. Das Weiterbildungsprogramm ist für uns eine tolle Möglichkeit, unsere Praxis und vor allem unsere Mitarbeiter zu fördern. Die gute Arbeit und Unterstützung der Landesinitiative Fachkraft im Fokus sollte nur viel bekannter sein, dass mehr KMUs ihre Chance nutzen“, betont Dr. Wiegand.

Im Mai 2019 wird Tobias Rühling seine Qualifikation abgeschlossen haben und kann dann Hund und Katz auf Herz und Nieren prüfen. „Von den Kosten einmal abgesehen, freue ich mich, dass wir hier ein so gutes Team haben. Denn meine Fortbildung bedeutet, dass ich in diesem Jahr mehrfach manchmal bis zu drei Tage ausfalle. Die Arbeit muss Dr. Wiegand und das Team auffangen“, betont Tobias Rühling. Sarah Schreiter muss noch bis 2020 ran, bis sie die Hunde in Weißenfels und Umgebung erziehen kann. „Ich bin so froh, dass mein Chef mich bei meinem Weiterbildungswunsch unterstützt und freue mich auf die Arbeit als Hundeerzieherin“, schaut die Zeitzerin optimistisch in die Zukunft.