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Junger Syrer - im Fitnessstudio nicht nur sportlich fit, sondern auch in Deutsch

Im Kontakt mit Kunden lernt Baseel Kamol immer besser Deutsch.

Sprache und sprechen ist wichtig, um mit anderen Menschen in Kontakt zu treten und so am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Für jemanden, der die deutsche Sprache nicht beherrscht, ist dies ein entscheidender Baustein, um sich integrieren zu können. Doch das ist im wahrsten Sinne des Wortes leicht gesagt oder eben gerade nicht.

Baseel Kamol scherzt mit dem Kunden während er ihm ein Mineralwasser gibt. Vor ein paar Monaten wäre das noch nicht möglich gewesen, denn er sprach kein Wort Deutsch. Der 35-Jährige kam im September 2015 aus Syrien nach Deutschland und zieht im August 2016 nach Halle. Er sucht sich Unterstützung bei Willkommensbegleiter Waseem Aleed, denn Baseel Kamol möchte schnell Fuß fassen und sich integrieren. „Als Baseel im Oktober 2016 zu mir kam, sprach er kaum Deutsch und es fehlte ihm das eigene Vertrauen, die fremde Sprache anzuwenden. Baseel wollte das ändern, brauchte dabei aber Unterstützung“, beschreibt Waseem Aleed die Anfangsschwierigkeiten.

Baseel Kamol meldet sich bei einem B1 – Sprachkurs an. Parallel beginnt Waseem Aleed nach einem möglichen Arbeitgeber zu suchen und trifft bei den Stadtwerken Halle auf Daniel Bechstedt: „Als großes Unternehmen und Arbeitgeber in Halle und der Umgebung sind wir uns unserer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst. Aus diesem Grund haben wir das Projekt „Perspektive. Ausbildung. Zukunft.“ initiiert“. Ziel des Projektes ist es, jungen Menschen mit Vermittlungshemmnissen wie beispielsweise schlechten Schulabschlüssen, abgebrochenen Ausbildungen oder Geflüchteten, die Möglichkeit zu geben, im besten Fall eine Ausbildung oder Arbeitsplatz bei den Stadtwerken Halle zu ermöglichen. „So geben wir Menschen, die durch das übliche Bewerbungsraster fallen, beispielsweise wegen nicht so guter Noten oder wie bei Herrn Kamol aufgrund des Migrationshintergrundes eine zweite Chance. Sie können sich in einem Praktikum bei uns beweisen und im besten Fall einen Ausbildungsplatz oder einen Arbeitsvertrag bekommen“, erklärt der Sozialpädagoge, „Auch wenn Baseel Kamol vom Alter her nicht in die Zielgruppe passt, haben wir nach einer Möglichkeit gesucht, ihm eine Chance zu geben sich beruflich zu orientieren“.

Im Maya mare, einem Unternehmen der Stadtwerke Halle, sehen die beiden gute Chancen für den jungen Syrer. Neben der Bade- und Saunalandschaft gibt es im Maya mare ein Fitnessstudio – das Viva mare. Weil Baseel Kamol in Syrien als Fitnesstrainer arbeitete, konnte er trotz seiner sprachlichen Schwierigkeiten im Vorstellungsgespräch überzeugen. Nach seinem B1 – Sprachkurs absolvierte er ein 4-wöchiges Praktikum im Mai dieses Jahres. „Die bisherige Zusammenarbeit mit „Fachkraft im Fokus“ und Herrn Aleed ist wirklich gut. Herr Kamol wurde optimal vorbereitet. Alle organisatorischen Fragen zum Beispiel mit dem Jobcenter erfolgen durch Herrn Aleed. Er ist immer ein Ansprechpartner für uns und Herrn Kamol“, so Daniel Bechstedt.

Nun muss Baseel Kamol seine Scheu überwinden, Deutsch zu sprechen, denn er ist der erste Kontakt im Fitnessstudio. An der Rezeption begrüßt er die Gäste, plaudert mit ihnen in den Trainingspausen oder bereitet ihnen Shakes. „Baseel ist sehr gut im Team integriert. Alle Kollegen und auch unsere Gäste im Fitnessstudio unterstützen ihn, sein Deutsch zu verbessern. Er hat auch immer sein Wörterbuch dabei“, freut sich Carsten Voigt, Teamleiter im Fitnessstudio, über die Entwicklung. Baseel Kamol ist angekommen: „Die Arbeit ist wichtig, um sich hier heimisch zu fühlen. Wenn ich zur Arbeit fahre, freue ich mich auf meine Kollegen. Das Team ist wie eine Familie für mich. Ich bin hoffnungsvoll“.

Der nächste Schritt ist ein möglicher Teilzeitjob im Maya mare. Doch Baseel Kamol hat sich noch mehr für die Zukunft vorgenommen. Im besten Fall beginnt er eine Qualifikation zum Fitnesstrainer. Und absolviert natürlich auch den B2-Sprachkurs, um langfristig im Maya mare bleiben zu können. „Es gibt noch vieles, was wir gemeinsam für Baseel erreichen möchten. Das Ziel ist dabei genauso wichtig wie der Weg dahin. Meine Aufgabe ist es, ihm die beste Unterstützung zu geben, ob mit den Behörden oder dem Maya mare“, so Waseem Aleed.

„Grüß Dich“, war eines der ersten Worte, die Baseel Kamol im Fitnessstudio gelernt hat. Es werden noch viele weitere dazu kommen.