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Zwischen zwei Welten

Kirsten Berndt ist froh, den Schritt in die alte Heimat gemacht zu haben (Foto: EKF-Diagnostic GmbH).

So bezeichnet Kirsten Berndt ihre Zerrissenheit zwischen ihrer Heimat Magdeburg und der Heimat ihres Mannes, den Niederlanden. Vor gut 10 Jahren wagt sie den Schritt und zieht nach Apeldoorn. Der Liebe wegen und nicht, wie viele denken, weil sie in Sachsen-Anhalt keine Arbeit gefunden hatte. „Ich bin immer wieder überrascht, dass man meint, der Grund meines Umzuges war die Jobsuche. Das zeigt, wie man die Arbeitsmarktsituation in Sachsen-Anhalt gesehen hat und leider immer noch sieht. Ganz im Gegenteil, ich hatte eine unbefristete Stelle an der Uni in Magdeburg“.

In Holland findet sie nach einer ersten Zwischenstation DEN Job. Sie arbeitet manchmal 270h im Monat. Doch die Arbeit in der Projektplanung eines 6500m2- Laborneubaus erfüllt sie. „Das war wahrscheinlich der Peak meines Berufslebens. Eine intensive Zeit mit vielen Herausforderungen und Aufgaben. Aber auch mit großem Vertrauen meines Geschäftsführers. Ich bin in dieser Zeit mit dem Projekt sehr gewachsen“, erinnert sich Kirsten Berndt. Dennoch war da immer Heimweh. Alle vier bis sechs Wochen fährt sie nach Magdeburg, um ihre Freunde und Familie zu besuchen. „Und irgendwie hatte ich auch immer das Gefühl, das war nicht meine letzte Station. Wenn ich einen Traum habe, dann realisiere ich ihn, wenn möglich. Ich verschiebe nichts. Mein Mann tickt zum Glück genauso. Wir wollen nicht in 20 Jahren sagen: Hätten wir es doch nur probiert!“.

Über die IHK Magdeburg sucht sie Unterstützung bei der Suche nach einem Arbeitsplatz in der Region und wird an das WelcomeCenter Sachsen-Anhalt weitergeleitet, das Rückkehrer*innen erste Informationen und die Vermittlung von Ansprechpartner*innen zu allen zuzugsrelevanten Themen bietet. Darüber gelangt sie zur Fachkräfteberatung der Landesinitiative Fachkraft im Fokus. „Nach einem ersten Telefonat mit Frau Freikamp bekam ich regelmäßig Informationen zu Unternehmen, Stellenangeboten und HR-Dienstleistern“, erinnert sie sich. Es folgen zahlreiche Bewerbungen, auch in andere Regionen Deutschlands. Sie erhält eine Jobzusage in Bayern. „Als ich vor Ort war, alles unterschreiben wollte, habe ich aber gemerkt, das ist es nicht. Selbst der Sonnenuntergang über den bayrischen Alpen fühlte sich nicht richtig an. Ich wusste, wenn, dann muss es meine Heimat sein“. Im Dezember 2017 bekommt sie endlich eine Jobzusage bei der EKF-Diagnostic GmbH in Barleben. „Hier hatte ich von Anfang an ein gutes Gefühl. Die Gespräche waren gut, der Bereich Medizintechnik sehr interessant und man kam mir in vielen Dingen sehr unkompliziert entgegen. Schließlich mussten wir noch so einiges organisieren, wie die Kinderbetreuung unserer Tochter“. Sie finden glücklicherweise schnell eine Wohnung und für die Tochter eine Tagesmutter.

Seit Februar 2018 arbeitet sie als Projektmanagerin in Barleben. Sie ist glücklich, wieder in der Heimat zu sein, auch wenn sie manche Sachen nun aufgrund ihrer Erfahrungen in den Niederlanden differenzierter sieht. „In Deutschland läuft viel noch über Papier, Beantragungen dauern sehr lange. In den Niederlanden wird alles digital geregelt. Das war schon ein gewisser Rückschritt. Home-Office wird angeboten, ist aber noch nicht gängige Praxis. Und manchmal fehlt mir die holländische Leichtigkeit. Alles hat eben Vor- und Nachteile. Aber ich bin froh, diesen Schritt gegangen zu sein“, betont Kirsten Berndt. Wie es weiter geht? Das weiß sie noch nicht. Die Stelle ist auf ein Jahr befristet. Ihr Mann und sie haben noch keine Antwort, ob Sachsen-Anhalt ihre endgültige Entscheidung ist. „Wenn man aber solch einen Schritt plant, wie wir, ist es wichtig, gut vernetzt zu sein und sich entsprechende Unterstützung wie bei Fachkraft im Fokus zu holen. Das es solche Projekte gibt, finde ich wichtig. Denn diese können einem viele Informationen bieten und Türen öffnen, was aus der Ferne schwierig ist“.